Wer Boulderer*innen sind.

Im Rahmen eines Projekts zu Diversitätsforschung im Sport am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover wurde eine Befragung unter Boulderer*innen in Deutschland durchgeführt. 1331 Menschen machten Angaben zum Bouldersport. Unter ihnen waren 552 Frauen (40,8 %), 646 Männer (48,17%) und 4 Personen mit weiteren Geschlechtsidentitäten (0,38%). Das durchschnittliche Alter lag bei 30,8 (SD = 7,76) Jahren.


Welchen Schulabschluss haben Boulderer*innen?

Mehr als drei Viertel der Befragten (76,89%) gaben als höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss das Abitur an. Ein deutlich geringerer Teil beendete die Schule mit einem Realschulabschluss (7,73%). Hier die Daten im Verglich zum bundesdeutschen Schnitt (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2015):


Wie verteilt sich das Nettoeinkommen?

Beim Einkommen zeigt sich im Vergleich zur bundesdeutschen Referenzgruppe, die aus Daten des ALLBUS 2014 ermittelt wurde (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2015), dass der Anteil an Boulderer*innen, die ein Nettoeinkommen bis unter 2000 € erhalten, vergleichsweise gering ist. Umgekehrtes zeigt sich entsprechend bei den Einkommensgruppen ab 2000 €.


Ergebnisse zum Sporttreiben

Seit wann wird gebouldert?

Die Befragten gaben an, im Durchschnitt seit 4.65 (SD = 4.51) Jahren zum Bouldern zu gehen.


Wodurch kommen Menschen zum Bouldern?

Hier waren Mehrfachnennungen möglich.

Anzahl der Befragten Anteil der Befragten in %
Über Freunde 956 71.8
Über die Familie 159 11.9
Übers Klettern 83 6.2
Über Kollegen 82 6.2
Über Angebote des Hochschulsports oder Universität 75 5.6
Über Angebote eines Vereins 69 5.2
Beiträge im Internet 64 4.8
Sonstiges 41 3.1
Beiträge in Zeitungen/Zeitschriften 21 1.6
Über die Schule oder Ausbildung 18 1.4
Eigenes Interesse/Idee 16 1.2
Werbung des Sportanbieters 15 1.1

Wie häufig wird pro Woche gebouldert?

Auch zu der Anzahl der Boulderhäugfigkeit pro Woche wurden Angaben gemacht.

Wie lange dauert eine Session?

Die Trainingslänge beträgt im Schnitt 2.33 (SD = 0.8) Stunden. Das gaben die Teilnehmer*innen im Einzelnen an:


Mit welchen Verkehrsmitteln kommen die Boulderer*innen zum Sport?

Anzahl der Befragten Anteil der Befragten in %
Auto 728 54.7
Fahrrad 621 46.7
ÖPNV 473 35.5
Zu Fuß 142 10.7
ÖPVV 17 1.3

Wie lange dauert die Anfahrt zur Bouldermöglichkeit?


Wie viel geben Boulderer*innen für ihren Sport jährlich aus?

Die durchschnittlichen Sportausgaben für das Bouldern liegen bei 1029 € (SD = 1072 €) pro Jahr. Sie sind mit den Ausgaben beim Tennis (1070 €) vergleichbar (vgl. Wicker 2009).


Motive zum Bouldern

Wie bedeutsam sind die folgenden Motive für die Befragten. Sie konnten Angaben von “trifft überhaupt nicht zu” (1) bis “trifft voll und ganz zu” (5) machen.

Ich gehe zum Bouldern… Mittelwert SD
vor allem aus Freude an der Bewegung. 4.4 0.78
um mich in körperlich guter Verfassung zu halten. 4.2 0.85
weil mir Sport die Möglichkeit für schöne Bewegungen bietet. 4.1 0.99
um mich zu entspannen und neue Energie zu tanken. 3.9 1.05
um meine Geschicklichkeit zu verbessern. 3.7 1.03
um mit anderen gesellig zusammen zu sein. 3.7 1.05
um dabei Freunde/Bekannte zu treffen. 3.6 1.07
um mich selbst zu erleben. 3.5 1.20
um sportliche Ziele zu erreichen. 3.5 1.15
um Ärger, Gereiztheit und Stress abzubauen. 3.4 1.19
um meine Gedanken im Kopf zu ordnen. 3.1 1.21
weil ich mich so von anderen Problemen ablenke. 3.0 1.29
um dadurch neue Menschen kennen zu lernen. 2.9 1.08
vor allem aus gesundheitlichen Gründen. 2.8 1.15
um etwas Neues auszuprobieren. 2.8 1.26
wegen meiner Figur. 2.8 1.15
wegen des Nervenkitzels. 2.5 1.18
um mich mit anderen zu messen. 2.3 1.07
um mein Gewicht zu regulieren. 2.1 1.15
weil ich im Wettkampf aufblühe. 1.9 1.06
um mein Können zu demonstrieren. 1.8 0.97
um Höhe wahrzunehmen. 1.8 1.08
eine In-Sportart auszuüben. 1.3 0.72

Diese vielen Fragen lassen sich in mehrere Motivbereiche gliedern.


Motivbereiche

Die Mittelwerte beziehen sich auf die Skala von “trifft überhaupt nicht zu” (1) bis “trifft voll und ganz zu” (5). Die Auswertung der Motivbereiche zeigt, dass die Motive Aktivierung/Freude und Ästhetik von den befragten Boulderer*innen zugleich als bedeutsamste bewertet wurden. Die Streuungsmaße unterscheiden sich jedoch; eine höhere Streuung liegt beim Ästhetik-Motiv vor. Eine ausgewogene Bedeutung zeigt sich beim Selbsterlebnis-Motiv, das mit 2,99 Punkten in der Mitte der Zustimmungsskala liegt. Dagegen wird das Distinktionsmotiv als eher unbedeutsam eingeschätzt.

Mittelwert SD
Aktivierung/Freude 4.1 0.75
Ästhetik 4.1 0.99
Fitness/Gesundheit 3.5 0.84
Kontakt im/durch Sport 3.4 0.86
Ablenkung/Karthasis 3.2 1.02
Erlebnis 3.0 0.80
Wettkampf/Leistung 2.6 0.78
Figur/Aussehen 2.5 1.00
Distinktion 2.0 0.67


Lebensstile

Bei der Lebensstilanalyse nach Otte (2004) werden die Menschen anhand der Dimensionen Modernität und biographische Perspektive und der Dimension des Ausstattungsniveaus in einem “Sozialen Raum” verortet. Jede Dimension ist in drei Kategorien unterteilt. Den Befragten werden je zwei eindeutige Werte der Subdimensionen zugewiesen und einem von neun Lebensführungstypen zugeordnet. Wie sich die Lebensführungstypen anteilig auf die Gesamtbevölkerung und die Boulderer*innen verteilt ist in der folgenden Abbildung aufgeführt.



Auf Grund dieser Verortung lassen sich mit Rückgriff auf Otte (2004) weitere Angaben zu den Lebensstilen der Boulderer*innen machen. 36,5% der Befragten (444 Menschen) gehören zu der Gruppe der Hedonisten. Dies sind weit aus mehr als die 17 % der Gesamtbevölkerung, die dieser Gruppe zugeordnet werden (vgl. Otte 2004, S. 191).

Die Hedonisten zeichnen sich durch ein mittleres Ausstattungsniveau und eine hohe Modernität, bzw. biographische Offenheit aus. Von der Gesamtbevölkerung unterscheiden sie sich durch ein erhöhtes Interesse am Ausgehen; Disco, Kino und Kneipen reizen sie überdurchschnittlich. Weniger interessieren sie sich für religiöse Prinzipien und Gottesdienste, Tradition der Familie und “Sparsamkeit, Sauberkeit, Ordnung” (vgl. Otte 2004, S. 176).


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Interesse an dem Datensatz oder einer regionalen Auswertung? Ich freue mich über deine E-Mail!


Literatur

GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. 2015. “Allgemeine Bevölkerungsumfrage Der Sozialwissenschaften Allbus 2014 – Fragebogendokumentation.” GESIS Datenarchiv. https://dbk.gesis.org/dbksearch/sdesc2.asp?no=5240&ll=10&af=&nf=1&db=d&search=&search2=&notabs=1.

Otte, Gunnar. 2004. Sozialstrukturanalysen Mit Lebensstilen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Wicker, Pamela. 2009. “Sportausgaben von Vereinssportlern – Ein Sportartenvergleich Mit Managementimplikationen.” In Sport, Medien Und Kommunikation : Beiträge Des 6. Deutschen Sportökonomie-Kongresses, edited by Heinz-Dieter Horch, Christoph Breuer, Gregor Hovemann, Sebastian Kaiser, and Stefan Walzel, 263–74. Deutsche Sporthochschule Köln.



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